Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Dienstag, 7. Juni 2011

Je „oller“ desto „doller“

                                             http://www.youtube.com/watch?v=Sjvb34CkAcI  ,



Hüpf' Dich frei, dachte ich mir nach ein paar aufreibenden Arbeitstagen. Da stand es im Garten von Freunden: Das Trampolin! Samstag, blue hour Stimmung, ein wunderbarer Abend. Ich hatte es doch gerade erst gelesen: Zwei mal täglich hüpfen, die wippenden Bewegungen bringen die Lymphen zum Fließen, alte Gifte raus (ausatmen) und neue Kräfte rein (einatmen). Das aktiviert die Lebensenergien. 
Stress ist ja ein Dick- und Krankmacher, heißt es. Das Schwingen auf dem Trampolin beruhigt die Drüsen, die für den Ausstoß von Stresshormonen verantwortlich sind. Merke, wer hüpft, nimmt ab. Klingt ja auch irgendwie logisch. Rauf in die Luft, Arme hoch, frei wie ein Vogel, abheben und schweben. In meinem Fall ein eher spontanes Allheilmittel! Soll ich's wagen? Meine innere Stimme warnt mich vor unabsehbaren Risiken, Splitterbrüchen, Meniskusrissen, ausgerenkten Halswirbeln - aber meine innere Stimme ist traditionell eher eine Spaßbremse und als solche meistens unerwünscht! Ich klettere mit der größtmöglichen Eleganz auf die Sprungfläche, die ich aus Respekt viele Jahre gemieden habe. Ich denke mir: Je oller, desto doller, na dann... Wobei, ich sollte vielleicht zu meiner moralischen Entlastung anmerken, ich als Teenager sogar mal Turniere auf dem Trampolin gesprungen bin. Wie lange das her ist? Hab's vergessen!
                        

               Jedes Jahr reißt in Deutschland rund 80.000 Mal ein Kreuzband

Schwungvoll hebe ich ab in die Lüfte, traumhaft, befreiend! Adios, Stress! Ich spüre neue Energien fließen. Ich spüre Pfunde schwinden... Außerdem ist mir der Beifall aller Anwesenden gewiss. Man prostet mir zu, ich winke zurück, hebe wieder ab, halte mich in der Luft, falle, spüre, wie ich wieder gen Himmel geschleudert werde. Pures Glück! Übermütig wage ich meinen besten Trick aus alten Zeiten: Gabis doppelten, halb eingesprungenen Rittberger. Der Stolz des VFL Pinneberg... Beim Aufkommen dreht sich das Knie um die eigene Achse. Flutsch! Ein Geräusch, wie wenn man einen saftigen Hühnerschenkel auslöst. Autsch! Ich falle auf den Rücken. Das Knie wird sofort heiß und schwillt an. Hölle, tut das weh. 
Wie ein Käfer auf dem Rücken schiebe ich mich von der Plattform runter. 
                                                  
                                                   Plötzlich bin ich Invalide!  

Mein neuer Stammplatz scheint in den nächsten Wochen auf dem Sofa zu sein. Kühlen, kühlen, kühlen und Quark drauf, an guten Ratschlägen mangelt es derzeit nicht. Und dank Telekoms "Romantik Channel" ist eine 24 stündige Dauerberieselung via TV gesichert. 
Aber jetzt ist Sonntag. Sonntage sind schwierig für Schwerverletzte wie mich - ich mag keine Krankenhäuser. Aber der größte Schatz des Lebens sind ohnehin die Freunde: Dr. Andreas Werner, Kapazität in Sachen Sportmedizin http://www.klinik-fleetinsel.de/de/klinik/unser-aerzteteam/werner.html gibt mir bereits am Nachmittag nach einer improvisierten Diagnose erste Verhaltensregeln. Übrigens ein Genie in Sachen Schultern. Doch auch durchaus kompetent für mein Knie. Sein Befehl: Sofa und Quarkwickel. Quark zieht die Feuchtigkeit aus dem Bein. Stimmt tatsächlich! Danke auch an Dr.Christoph Aldag,http://www.klinikum-pinneberg.de/unser-leistungsspektrum/fachabteilungen/klinik-fuer-allgemein-visceral-und-gefaesschirurgie/sprechstunden.html, der nebenbei eine ausgewiesene Venenkapazität ist! Christoph ruft noch Sonntag nachts zurück, um seine Hilfe anzubieten. Aber da hat der Quark schon seine Schuldigket getan...
Dickes Danke auch an Dr. Martin Buchholz http://www.orthopaediecentrum.de/, denn am Montag früh um halb acht bin ich dann gleich seine erste Patientin. Mein Knie wird punktiert. Gott sei dank habe ich dabei seine Wand heil gelassen, die musste nämlich für meine Abwehrausbrüche mit den Fäusten her halten. Eindeutige Beweise bringt dann erst die Kernspinntomographie am Nachmittag. Rein in die lärmende Röhre, 30 Minuten Augen zu und durch, ach, wenn wir doch schon 300 Jahre weiter wären, träume ich so daher... wenn man dann einfach rauskommt würde und wäre geheilt. Aber Pustekuchen. Noch ist 2011.
Meine schlimmste Befürchtung hat sich bestätigt: Kreuzbandriss! Dabei hatte ich sogar Glück im Unglück. Nix geplittert, nix Meniskusriss. Wäre ich jetzt allerdings Fussballer, dann wär' die Karriere zu Ende. Übrigens, dass das Knie so anfällig ist, liegt zum einen an seiner komplizierten Anatomie, zum anderen daran, dass es als das meist beanspruchte Gelenk des Körpers fast dessen gesamtes Gewicht trägt. Jepp, endlich ein plausibler Grund, ein paar Kilo abzuspecken. Danke Trampolin! Alles wird gut! Während ich "Kreuzbandriss und seine Folgen" google, vollgedopt mit Schmerzmitteln, ploppt mir auf dem Bildschirm ein Werbespot entgegen. Wie von Geisterhand direkt ins schlechte Gewissen - die Botschaft: "Abnehmen mit Genuss !" Irgendwelche Weightwatchers, mit so nem Sahnebecher drauf. Eine Woche kostenlos testen". Na super, das hat mir nun gerade noch gefehlt.


Dann lese ich : Kreuzbandriss zählt zu den schweren und langwierigen Verletzungen.
Schmerzen bei jedem Schritt und monatelange Therapie. Mehr als 90% werden heute 
mit Kreuzbandplatik behoben. Verwendet werden körpereigene Sehnen.  Allerdings 
wird nicht immer operiert, und ich hoffe auch von einem OP verschont zu bleiben. 
Wenn stattdessen die Oberschenkelmuskulatur so trainiert wird, dass sie für die täglichen Belastungen genug Stabilität liefert, ist kein OP nötig. Also bitte Daumen drücken. http://www.sportschau.de/sp/allgemein/sportverletzungen/_img/kreuzband.jpg  


Dann verzichte ich eben auf den Tangokurs in diesem Sommer. Eindeutig das kleinere Übel!
Gehen, Laufen und Treppen steigen ohne Krücken ist nicht mehr möglich und an Sport ist in den nächsten Monaten sowieso nicht mehr zu denken. Na bravo, und in die Dusche traue ich mich auch nur mit fremder Hilfe. Also hievt mein Gatte mich und mein lädiertes Bein täglich über die Schwelle. Darin ist er trainiert. Vor zehn Jahren musste ich nämlich dringend beim Skilaufen noch mal auf den Berg rauf um einen Topfenpalatschinken http://www.essen-und-trinken.de/rezept/30358/topfenpalatschinken.html zu essen. Runter dann im Tiefschnee im Dunkeln... Tja und die Schiene (siehe unten) trug ich damals  3 Monate...

                                        Fortsetzung folgt: 
                                                                            Abenteuer auf Krücken...

                      Die gute Nachricht ist: kein OP und ich mache nun Krankengymnastik 


Update : 10.8.2012

Ich bin in der Dusche mit einem Scherschritt weggerutscht. Jeep, Autsch, konnte bereits wieder Fahrrad fahren, schwimmen und all die anderen netten Dinge. Nun liege ich seit 4 Tagen platt, das Knie war ziemlich dick, schwillt langsam ab. Ich kann es heute so gut wie wieder anwinkeln. Habe nur ein bisschen Angst zu heftig aufzutreten. Die Krücken lagen noch auf dem Dachboden und freuten sich über erneuten Einsatz. 
Tja was will uns das sagen:
Vorsicht immer noch, auch nach einem Jahr. Die Muskulatur ist noch nicht so gut gestärkt. 
Jeder Schritt sollte bedacht sein. 
Trotzdem bin ich der Meinung das ich mich gegen Op und für eine konservative Heilung entschieden habe. 

Kytta Salbe, Arnika, Globuli, Eispacks und Quark, Quark und nochmal Quark  und natürlich Bein hoch.....


Ich bin guten Mutes :-)





                  
                                           



1 Kommentar: